303
Jan ist davon überzeugt, dass der Mensch von Natur aus egoistisch ist. So ist er nicht wirklich überrascht, dass niemand auftaucht, als er in Berlin auf seine Mitfahrgelegenheit wartet. Jule hingegen glaubt, dass der Mensch im Kern mitfühlend und kooperativ ist. Sie bietet Jan einen Platz in ihrem «303»-Oldtimer-Wohnmobil an. Jan möchte nach Spanien, um seinen leiblichen Vater kennenzulernen, Jule zu ihrem Freund nach Portugal. Mit jedem gemeinsam zurückgelegten Kilometer eröffnet sich den beiden mehr von der Welt des anderen. Macht der Kapitalismus den Menschen zum Neandertaler? Führt Monogamie ins Unglück, und kann man sich aussuchen, in wen man sich verliebt? Jule und Jan durchqueren Frankreich, erreichen Spanien. Ihre Gespräche werden je länger umso persönlicher – und es fällt ihnen immer schwerer, sich nicht ineinander zu verlieben …
Lebenshungrig und romantisch, zwischen Fernweh und dem Wunsch, irgendwo anzukommen: Mala Emde und Anton Spieker spielen die Hauptrollen dieses Roadmovies über die behutsame Annäherung zweier Seelen bravourös. Dem mit «Die fetten Jahre sind vorbei» international bekannt gewordenen Regisseur Hans Weingartner ist mit «303» ein zauberhafter Spielfilm gelungen: Kino von magischer Anziehungskraft – mit Tiefgang und dabei voller Leichtigkeit und erfrischendem Humor.
Internationale Filmfestspiele Berlin 2018
Generation 14 plus
Deutschland 2018 :: Roadmovie, Romanze :: Drehbuch HANS WEINGARTNER, SILKE EGGERT, SERGEJ MOYA :: Regie HANS WEINGARTNER :: Kamera MARIO KRAUSE, SEBASTIAN LEMPE :: Darsteller MALA EMDE (Jule), ANTON SPIEKER (Jan), ARNDT SCHWERING-SOHNREY (Typ), Thomas SCHMUCKERT (Prüfer Jule), JÖRG BUNDSCHUH (Professor Jan) u.a :: Dauer ca. 120 Min. :: Start Do, 26.7.18 :: mehr über den Film
[FILMCOOPI ZÜRICH]
KINO – GROSSDIMENSIONAL TRÄUMEN
Roadmovie mit Tiefsinn …
Ein legendäres Wohnmobil Hymer Mercedes Benz 303 unterwegs nach Portugal, das hat der erfolgreiche deutsche Regisseur HANS WEINGARTNER (weltbekannt durch seinen kapitalismuskritischen und heutigen Kultfilm «Die fetten Jahre sind vorbei») spektakulär für die Kenner der modernen Nomadenszene ausgewählt. Die Besitzerin Jule (MALA EMDE) macht keine Ferienreise, sie will mit ihrem Freund etwas Wichtiges besprechen, was sie beide betrifft. In der Apotheke holt sie sich die «Pille danach» ab. Ist also kein Geheimnis, warum sie so eine lange Reise zu ihrem Freund absolvieren will statt nur skypen.
An einer Tankstelle nimmt sie Jan (ANTON SPIEKER) mit, der eine Mitfahrgelegenheit nach Frankfurt sucht. Sie ist eine Biologin, die ihre Abschlussprüfung nicht schaffte, er ist ein Student der Politologie, der bei einer Stellenbewerbung versagt. Sie reisen rein zufällig zusammen, er will eigentlich nach Spanien reisen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten durch seine Suizid-Theorie-Diskussion wird er ausgesetzt und später wieder mitgenommen. Jans politische- und Jules biologische Theorien gehen aber weiter. Ähnlich wie im Film «Die fetten Jahre sind vorbei» werden die Zuschauer so nebenbei ziemlich gut aufgeklärt. Auf den ersten (Halb-)Kuss musst du aber ziemlich genau 90 Minuten warten.
Eben – ein Roadmovie mit Tiefsinn. Was an diesem wirklich netten Filmwerk dich nicht stören darf, ist das Fahren meist ohne Sicherheitsgurte und beim langen Schwatzen nicht auf die Strasse schauen. Ist das ein Fehler der Regie oder eine Art der Rebellion?
Die Idylle der ganzen Reise ist aber beneidenswert. Jans Weisheit, dass der «Kapitalismus nur ein Prozent der Leute glücklich macht», haben wir gespeichert und vergessen es nicht. Manche würden aber sicher gerne gleich selber auf so eine Reise fahren – so stark ist die Anziehungskraft dieses Roadmovies.
Bewertung
Film gerne nochmals sehen – JA
Trailer deutsch