Wunderschön gruselig: LITTLE NIGHTMARES 2
Die nordischen Länder haben ja einen altbekannten Hang zu morbiden Szenarien. Die dortige Literatur und Filmwelt strotzt nur so vor grausligen Geschichten. Das Entwicklerstudio Tarsier Games bestätigt dieses Klischee, setzt es aber in seinem Horror-Plattform-Spiel auf höchst kunstvolle Art um. LITTLE NIGHTMARES war ein von Kritik und Publikum gleichermassen geschätzter Titel, für die Fortsetzung legt das Studio nun noch eine Schippe drauf…
Anders als der erste Teil, der in einer düsteren Unterwasserwelt angesiedelt war, ist LITTLE NIGHTMARES 2 deutlich abwechslungsreicher. Die Hauptfigur, ein Junge namens Mono mit einer Papiertüte über dem Kopf findet sich in einem Wald wieder. Dort trifft er auf die gefangene Six, die ihn fortan begleitet. Gemeinsam besiegen sie einen unheimlichen Jäger und fliehen nach Pale City. Diese düstere Stadt ist besiedelt von furchterregenden Gestalten. So treffen die beiden Kinder auf eine Lehrerin mit meterlangem Hals oder einem an Decke und Wand krabbelnden Monster-Arzt. Während sie immer tiefer in die Stadt vordringen, wird klar, dass die überall herumstehenden Bildschirme in einem Zusammenhang mit dem erlebten Horror stehen…
LITTLE NIGHTMARES 2 lebt von der grossartig atmosphärischen Grafik. Die in 2.5D gehaltenen Welten strotzen nur so von kleinen, gruseligen Details und unglaublich realistischen Licht- und Schatteneffekten. Zusätzlich spielen die Entwickler auch mit Tiefenschärfe-Effekten, welche mancherlei gruselige Szenen bewusst unscharf halten, um sie dann von einem Augenblick zum nächsten ins Blickfeld zu rücken und Schockeffekte damit massiv verstärken.
Das Gameplay besteht aus klassischen Rätsel- und Jump’n Run-Passagen. Die meiste Zeit müssen Mono und Six unentdeckt durch die Level schleichen und dabei immer wieder Hindernisse überwinden. Manche Rätsel verlangen gut koordinierte Teamarbeit. Kampfsequenzen gibt es auch, sie sind jedoch sehr spärlich gesät und etwas sperrig in der Steuerung. Mono verwendet nämlich oft ziemlich träge Waffen, deren Einsatz ein unglaublich präzises Timing verlangt. Das führt zu zahlreichen Frust-Momenten, die aber glücklicherweise durch zahlreich vorhandene Speicherpunkte gemildert werden.
Höhepunkte des Spiels sind die verschiedenen Endgegner: meist überproportional grosse Erwachsene mit grotesk überzeichneten Fähigkeiten. Ein Sieg ist jeweils erst nach einer unglaublich nervenaufreibenden Verfolgungsjagd möglich, resultiert dafür aber in einer umso grösseren Befriedigung über den Sieg. Daneben gibt es immer wieder erfreuliche Abwechslungen, wie z.B. eine Sequenz, in der Gegner erstarren, wenn sie mit einer Taschenlampe angeleuchtet werden (die Geister aus den Super Mario Spielen lassen grüssen).
FAZIT
Alles in allem bietet LITTLE NIGHTMARES 2 wunderschön animierte Grusel-Unterhaltung für rund sechs Stunden. Das geht in Anbetracht des fairen Preises vollumfänglich in Ordnung. Und übrigens: Wer den ersten Teil schon kennt, darf sich zudem auf einige clevere Aha-Elemente freuen, denn eigentlich ist das Spiel nämlich ein Prequel des ersten Teils. Mehr wird aber natürlich nicht verraten…
TITEL: LITTLE NIGHTMARES 2
PLATTFORM: PS5/PS4, XBOX ONE SERIES S/X (getestet), PC, SWITCH
PEGI (Alter): ab 16 Jahren
Preis: ca. 39 Franken