Aller guten Dinge sind drei (oder acht): HITMAN 3 im Test
Wie oft bei Spielereihen sind die Zahlen hinter dem Titel oft irreführend. Von der beliebten Hitman-Serie sind seit 2000 bereits sieben Teile erschienen. Die «3» hinter dem Titel der 2021er Ausgabe bezieht sich somit auf die Neulancierung der Serie im Jahr 2016. Damals erschien der erste Teil der nun als Trilogie vollendeten «World of Assassination»-Story.
Die Geschichte rund um den Klon-Attentäter «Agent 47» ist komplex:
Es geht um eine Killer-Organisation namens «International Contract Agency (ICA)» und die weltumspannende Schattenorganisation «Providence», welche über ein Netzwerk von Oligarchen und anderen Machtmenschen die Welt zu kontrollieren versucht. Agent 47 und seine Handlerin Diana Burnwood haben sich mit einem anderen geklonten Superkiller namens Lucas Grey zusammengetan, um Providence das Handwerk zu legen. Doch wer wirklich auf welcher Seite steht und welche Interessen die Personen verfolgen, zeigt sich oft später oder eben zu spät…
Der Erfolg der Serie hängt stark mit dem ungewohnten Gameplay zusammen. Agent 47 arbeitet im Versteckten, Rambos haben hier nichts verloren. In jeder Mission muss zunächst gründlich die Spielkarte erkundet und verschiedene Tötungsmöglichkeiten analysiert werden, bevor man die jeweiligen Zielpersonen in einen tödlichen Unfall verwickelt oder ausserhalb der Sicht Dritter aktiv ins Jenseits befördert. Fliegt man auf, ist in der Regel «Ende Gelände», da dann schiesswütige Bodyguards und dergleichen Agent 47 innert Sekunden ausser Gefecht setzen.
Auf der neusten Konsolengeneration konnte das Programmierteam augensichtlich aus dem Vollen schöpfen. Exemplarisch ist hier das allererste Level: Anlässlich der Eröffnung eines neuen Wolkenkratzers in Dubai mischt sich der ikonische Glatzkopf mit Strichcode auf dem Hinterkopf unter die Gäste der Eröffnungszeremonie. Dabei wuseln Hunderte von NPC (Non-Playable Characters) auf dem Bildschirm und gehen ihren Tätigkeiten nach. Reinigungspersonal, Service-Angestellte, Bodyguards und VIPs beleben auf faszinierende Welt die Szenerie.
Nun muss man sich überlegen, wie man in die Nähe der Zielperson gelangt. Die Möglichkeiten sind dabei schier endlos: In Kellneruniform in den Super-VIP-Bereich vorstossen, als Facility-Mann über eine Baustelle ins Penthouse- nur erwischt werden sollte man nicht. Wer ohne Plan vorgeht hat schnell verloren. Hat man sich jedoch ein elaboriertes Szenario zurechtgelegt, an dessen Ende ein spektakulärer Unfall steht, ist es eine diabolische Freude, den geschickt arrangierten Kausalketteneffekten beim Eintritt zuzusehen.
Die Grafik steht der Spielmechanik in nichts nach: Vom ultramodernen Wolkenkratzer über eine riesige britische Mansion bis hin zu einem grandiosen argentischen Landhaus strotzt HITMAN 3 nur so von detailverliebten, riesigen Arealen, in denen man nicht selten einfach mal innehält, um die bildgewaltige Inszenierung zu geniessen. Glücklicherweise steht man nur selten unter starkem Zeitdruck…
Profis dürfen monieren, dass der Schwierigkeitsgrad gegenüber früheren Episoden eher tief angesetzt ist. Das Spiel verzeiht mehr und bestraft nicht jeden kleinen Patzer gleich mit dem Missionsende. So dürfen auch weniger geübte Spielerinnen und Spieler innert rund 12 Stunden das (bittersüsse) Ende der Reihe erspielen. Wer aber jeden Winkel der Levels erkunden und jeden möglichen Missionsausgang ausprobieren möchte, hat Futter für weit über 50 Stunden veritablen Mörderspass.
Für Actionfans, die dem Einheitsbrei einschlägiger Shooter-Spiele für ein paar Stunden entfliehen wollen, ist HITMAN 3 die perfekte Abwechslung. Tolle Grafik; tolle Spielmechanik mit kernigen, aber stets lösbaren Aufgaben- genau so muss ein Next-Gen-Titel daherkommen. Glücklicherweise hat das Entwicklungsstudio bereits angekündigt, dass HITMAN 3 der Abschluss der Trilogie, nicht aber der Reihe sei. Agent 47, wir freuen uns auf künftige Missionen…
ALTERSHINWEIS:
Natürlich sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass HITMAN 3 ein ziemlich zynisches Weltbild vermittelt und das Morden mit einer Kaltblütigkeit geradezu zelebriert. Entsprechend ist die Altersfreigabe ab 18 Jahren mehr als gerechtfertigt.